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„Großes Welttheater in Bad Rothenfelde“: Vorschau auf die lichtsicht 7 Projektions-Triennale: 23.10.2020 – 21.02.2021

Foto: © Franz Wamhof

Die Vorbereitungen zur neuesten Ausgabe der lichtsicht 7 Projektions-Triennale laufen auf Hochtouren. Bis zur Eröffnung am 23. Oktober ist für alle Beteiligten noch viel zu tun, denn das besondere Lichtkunst-Festival im Heilbad Bad Rothenfelde, nahe Osnabrück, hat sich komplett neu aufgestellt. Es wurde auf Wunsch des Erfinders und Gründers der lichtsicht Projektions-Biennale, Heinrich W. Risken, von einer rein privaten Finanzierung durch die gleichnamige Stiftung, auf eine mit öffentlichen Geldern finanzierte Triennale der Lichtkunst umgestellt. Veranstalter ist nun die lichtsicht gemeinnützige Veranstaltungsgesellschaft mbH, Bad Rothenfelde, die sich im Frühjahr dieses Jahres gegründet hat.

Das neue Profil der lichtsicht 7 Projektions-Triennale

Die diesjährige Edition der lichtsicht Projektions-Triennale trägt die Nummer SIEBEN im Namen. Ja, sie ist eine Fortsetzung, aber vor allem ein Neuanfang, und das in diesen Zeiten! Es geht auch darum, sich neu zu erfinden und damit das Profil dieser einmaligen Veranstaltung zu schärfen. Eine Neuprofilierung gelingt durch:

1). Dem Zeitgeist folgend (die documenta 2022 macht es vor) besteht das neuformatierte künstlerische Team aus mehreren Köpfen und ist generationsübergreifend. Statt Einzelkämpfertum oder Geniekult erleben wir gerade kollektive, dialogische Strukturen, die in eine nie dagewesene Vielfalt und Multiperspektivität münden, was letztlich auch dem breitgefächerten Spektrum des Publikums geschuldet ist.

Das künstlerische Team besteht aus Michael Bielicky, dem Kurator und künstlerischen Leiter, seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Paul Kenig, dem Projektleiter Tim Roßberg und Christian Meyer als technischem Leiter und Realisator.

2). Trotz eines verringerten Budgets werden mehr Positionen denn je zu erleben sein. Dies gelingt, weil neben den etablierten, international bekannten Künstlern erstmalig auch innovative studentische Arbeiten präsentiert werden. Es gibt Kooperationen mit jungen Talenten der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, der Musashino Universität in Tokyo sowie der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Dr. Sabine Weichel-Kickert – Presserepräsentantin Kunst

3). Moderne Projektionstechnologie. Nach zehn Jahren hat sich in der Projektionstechnik einiges getan. Es wurden mit Unterstützung der Heinrich W. Risken Stiftung neue Projektoren angeschafft, die eine deutlich höhere Qualität, sowohl bei der Bildauflösung als auch bei der Datenverarbeitung garantieren. Darüber hinaus weisen sie eine bessere Energiebilanz auf, was sich bei dem täglichen Betrieb auszahlt.

4). Neben den Projektionen wird es auch Augmented Reality Arbeiten geben, sodass sich die Kunst auf den Smartphones der Besuchenden entfalten wird. Augmented Reality kann man als eine Erweiterung der Virtual Reality ansehen. Es ist ein Medium, welches aus einer dreidimensionalen Erweiterung der virtuellen Realität durch in Echtzeit interaktive Elemente besteht. Diese sollen mehrere Sinne der Nutzer ansprechen. Sie sind so dargestellt, als seien sie Teil der realen Welt und gleichzeitig physisch verbunden mit der virtuellen Welt.

6). Die lichtsicht 7 wird ein echter Beitrag in Sachen Gendergerechtigkeit im Kunstbetrieb: Das Verhältnis von weiblichen und männlichen Künstlern liegt erstmals bei nahezu 50/50.

Dies gilt es in die Welt zu tragen.

Hochkarätige Kunst – in einem einzigartigen Format – ansteckungsfrei erleben

In den Zeiten von Corona bietet die lichtsicht 7 ein geradezu ideales Format, um hochkarätige Projektionskunst ansteckungsfrei und angstfrei im Freien, bei bester von Quellsole angereicherter frischer Luft, zu erleben. Der etwa einen Kilometer lange Kunstparcours rund um die bis zu 14 Meter hohen Gradierwerke bildet eine Projektionsfläche von insgesamt 10.000 qm. Allein ein Werk kann bis zu 312 m lang sein. Diese Dimension ist gigantisch und in ihrem natürlichen wie historischen Setting weltweit einzigartig.

Immer noch ist der kulturinteressierten Öffentlichkeit in den Ballungszentren der Kunst zu wenig bewusst, dass die lichtsicht Projektions-Triennale, mit ihrem Alleinstellungsmerkmal der salzig-kristallinen Schwarzdornwände als gewachsene Projektionsfläche, auf höchstem künstlerischem Niveau stattfindet. Die Pandemie könnte eine Chance sein, die Schätze der Kunstrezeption gerade in der Peripherie zu entdecken und zu heben, um sie in den Fokus des beinahe zum Erliegen gekommenen Kunsttourismus zu stellen. Die lichtsicht in Bad Rothenfelde liefert Kunstgenuss auf Weltniveau, eine Entdeckungsreise im eigenen Land bei größtmöglicher Sicherheit – kurz ein Idealformat!

Sie ist eine magische Mischung zwischen höchstem, intellektuellen Anspruch und gleichzeitig beste Unterhaltung für Groß und Klein. Social Distancing ist dabei genauso möglich wie ein Familienausflug. Ein Erlebnis für alle Sinne: die Augen, die Ohren, der Atem und vor allem der Geist werden beim abendlichen bis nächtlichen Flanieren gleichermaßen entertaint. Dr. Sabine Weichel-Kickert – Presserepräsentantin Kunst

„Großes Welttheater in Bad Rothenfelde“ – Die Künstler der lichtsicht 7

Die vergangenen 6 lichtsicht Projektions-Biennalen haben Maßstäbe für die Qualität der Veranstaltung gesetzt. Klangvolle Namen der internationalen Kunstszene, wie William Kentridge, Robert Wilson, AES+F, Sigalit Landau, Kanjo Také, Ryoji Ikeda, Eyal Gever oder rosalie waren fasziniert von der Möglichkeit, ihre Kunst auf dieser verästelt strukturierten, feuchtglitzernden Projektionsfläche der Gradierwerke zu erleben, die ihren Werken einen Zauber verlieh, der in keinem Museum der Welt möglich ist.

Michael Bielicky, selbst mehrfach teilnehmender Künstler, jetzt künstlerischer Leiter und Kurator der lichtsicht 7, weiß um diese Besonderheit und steckt mit seiner Begeisterung viele Künstler seiner Wahl an. Er sieht mit der lichtsicht die Chance für ein „großes Welttheater in Bad Rothenfelde“ und hat seinen Focus vor allem auf asiatisch konnotierte Kunst gesetzt. Damit setzt er eine Zäsur in unsere gewohnte, eurozentristische Wahrnehmung. Gleichwohl kann man in dieser Ausrichtung eine sinnvolle Weiterführung einer Traditionslinie erkennen, die mit künstlerischen Positionen von Kanjo Také, Ryoji Ikeda, Mioon-Min Kim, Moon Choi, Moon Kyungwon & Jeon Joonho bereits durch die früheren Kuratoren, Manfred Schneckenburger und Peter Weibel, angelegt wurde.

Der auf dem internationalen Kunstmarkt vertretene chinesische Medienkünstler Miao Xiaochun zeigt eine datengesteuerte Animation einer menschlichen Figur, die durch 3D-Scanning erzeugt wurde. Der Einsatz von Bewegungserfassungsprogrammen (Open-Source-Online) und einer Deformations-software, verstärkt durch die computerberechnete Gitterstruktur, erzeugt eine absurde Abfolge menschlicher Bewegungen. Der Künstler sieht darin ein Gleichnis zum „Manifest des Futurismus“ und dessen Zukunftsentwurf. „Es ist genau wie bei uns, die wir okkupiert sind von geschäftiger Sinnhaftigkeit unserer Aufgaben.“

Das Mutter-Tochter-Duo Tamiko Thiel und Midori Kono Thiel malt mit der Arbeit Brush the Sky die Jahrtausende alte Kulturtechnik der Kalligraphie zwischen gestischer Pinselmalerei, poetischer Abstraktion goldener Zeichen und geolokativ erweiterter Realität in den Nachthimmel vor dem Kurmittelhaus.

In einer zweiten Arbeit lässt Tamiko Thiel auf der Teichoberfläche Seerosen zu einer überbordenden Größe mutieren. Sie scheinen sich durch die elektromagnetische Strahlung von Mobiltelefonen, auf denen sie angezeigt werden, auszudehnen und damit zu einer fleischfresssenden Gefahr für die Zuschauer zu werden.

Eternal Dream, eine datengesteuerte, interaktive Installation von Simon Weckert und Philipp Weiser, macht den Traum vom Fliegen für jeden Besucher möglich. Springt er innerhalb eines vordefinierten Bereiches in die Höhe, wird eine Kopie seines Körpers in der Cloud gespeichert und von dort auf die Gradierwand projiziert. Ausgehend von dieser Momentaufnahme startet nicht nur sein Flug vor tiefem Blau auf der Projektionswand, sondern auch durch die unendlichen Weiten des Netzes. Er schließt damit auf unbestimmte Zeit einen Pakt mit dem Künstlerduo. Dr. Sabine Weichel-Kickert – Presserepräsentantin Kunst

Der gebürtige Ulmer Max Hattler, derzeit Assistant Professor an der School of Creative Media an der City University of Hong Kong, lässt eine datengesteuerte Pop-up-Wasserprojektion aufleuchten. Lichtkinetische, geometrische Formen in kühl changierenden Farben wandeln sich zu einer digitalen Lightshow.

Die US-amerikanische Künstlerin Natalie Bookchin aus Brooklyn, New York, spiegelt uns mit ihrer Arbeit: the act of changing something’s position von 2020, eine geloopte Zeitaufnahme der aktuellen Proteste angesichts systemischer Gewalt gegen farbige Amerikaner. Sie reanimiert ein Archiv von hunderten Videos vom Aufruhr, die im Internet verbreitet wurden, zu einer Performance des Stehenbleibens oder besser Standhaftbleibens. Die hochaktuelle Arbeit reflektiert die jüngsten politischen Ereignisse in den USA und entstand explizit für die lichtsicht 7 Projektions-Triennale.

Die hier beschriebenen künstlerischen Positionen sollen stellvertretend genannt werden für weitere Künstler*Innen und ihre Werke, die zeitnah vorgestellt werden, sowohl durch weitere Pressemitteilungen, tagesaktuelle Posts auf Facebook und demnächst auch auf der Website https://www.lichtsicht-triennale.de.

Für weiterführende, vertiefende Informationen wird momentan die Website der lichtsischt 7 Projektions-Triennale relauncht. Dort werden bald Neuigkeiten zur lichtsicht 7, den beteiligten Künstlern, ihren Biografien und Werken in Texten, Bewegtbildern und Fotos zum Download für die Presse bereitgestellt.

Ein Katalog, der gleichzeitig als Ausstellungsführer fungieren soll, ist in Arbeit.

Foto: © Franz Wamhof